Was will man Meer? – okay, mit einem Kalauer einzusteigen, zumal einem so abgegriffenen, ist schon mutig, aber wir sind ja schon durch. Und das Niveau kann nur steigen. Deutsche Küste im Januar kann sehr schön, aber auch sehr kalt sein. Wenn sich zwei Tage purer Sonnenschein nach regenreichen Tagen und Wochen ankündigen, dann kann es dennoch nur heißen: Hinfahren, warm anziehen und genießen.

Und so ging mein zweitägiger Kurztrip nach Ostfriesland, pendeln zwischen Emden, Greetsiel und Norden. Immer an der Küste entlang. Wunderschöne Sonnenaufgänge und ebenso schöne Untergänge genießen. Das Glitzern der goldenen Sonne über Wasser und Eis entschädigt für jede kalte Nase.

Greetsiel ist ein schönes Fischerdorf mit malerischem Ortskern, den man im Januar fast für sich allein hat und genießen kann. In der Hauptsaison ist es in den vergangenen Jahren leider immer voller geworden. So voll, dass selbst die Einheimischen, die von den Touristen gut leben, sagen: die Bauwut hätte begrenzt werden müssen. Außerhalb des Ortskerns reiht sich somit ein Ferienhaus ans nächste und das Ganze erinnert im Januar an eine Geisterstadt oder Filmkulisse.

„Im Sommer zeigt kein Greetsieler Fremden seine Stadt“, erzählt mir eine ältere Frau, mit der ich zufällig im Naturschutzgebiet ins Gespräch komme. Dabei betreibt sie selbst seit 40 Jahren ein Geschäft im Ortskern und profitiert von den Touristen. Ab einer gewissen Anzahl erhöht sich offenbar die Freude darüber nicht mehr, sondern schlägt ins negative um. Man kennt das von Amsterdam und anderen Orten, die dank Social Media zu Hotspots geworden sind. Erst Segen, jetzt Fluch. Ein Trend, der offenbar selbst vor Ostfriesland nicht Halt macht.

Im kühlen Winter ist davon nichts zu spüren. Ich habe den Ort und die Küste über weite Strecken für mich allein. Insbesondere am Morgen und am Abend genieße ich die Weite der Landschaft. Ein Kurztrip, der die Schönheit des Winters an der Küste in vollen Zügen erlebbar machte.

28. Januar 2024