Fein verteilte Wassertröpfchen – nichts anderes ist Nebel. Wirklich nichts anderes als diese nüchterne Beschreibung? Ich finde, Nebel ist wunderschön, immer anders, immer besonders. Ein Ereignis, das ich mir ewig anschauen kann. Jetzt im Herbst ist wieder die Chance auf dieses Ereignis besonders groß. Wenn ich abends im Wetterbericht lese, dass der kommende Tag mit Morgennebel starten soll, dann schaue ich zu, dass mein Fotorucksack für eine morgendliche Tour gepackt ist und bereit liegt. Wehe, wenn ich morgens aufstehe und blauen Himmel vorfinde. Nichts gegen blauen Himmel und Sonnenschein, aber einen Herbsttag kann ich ohne Morgennebel nicht als gelungen bezeichnen. Ja, ich übertreibe selbstverständlich. Enttäuscht bin ich dennoch, wenn sich der angekündigte Nebel nicht einstellt.

Am vergangenen Sonntag

stellte er sich ein und meine Laune war blendend. Da bin ich wie ein kleines Kind, das tolle Dinge zum ersten Mal entdeckt. Grinsen übers ganze Gesicht. An diesem Morgen benötigte die Sonne sehr lange, um den dichten Nebel zu durchdringen. Ich konzentrierte mich somit zunächst auf die unscheinbaren Dinge.

Wobei Spinnennetze im Nebel nicht unscheinbar sind. Die fein verteilten Wassertröpfchen setzen sich auf den Netzen ab und machen diese sichtbar. Und plötzlich sehen wir, wie unzählig diese Netze in Wald und Wiese verteilt sind. Während ich den Spinnen selbst wenig abgewinnen kann, halte ich ihre Netze für wahre Kunstwerke. Filigrane Kunstwerke, die insbesondere in schwarz-weiß zur Geltung kommen. Zwei besonders schöne Kunstwerke dieser morgendlichen Tour habe ich für diesen Beitrag ausgewählt.

Ich fotografiere diese Netze mit einem Makroobjektiv und stelle manuell scharf bzw. führe die Kamera sanft zur richtigen Schärfe. Das geht selbst bei einem guten Autofokus meist schneller, als auf die richtige Einstellung der Kamera zu warten. Aufgrund der feinen Fäden des Netzes liegt der automatische Fokus gerne mal daneben.

Über die Spinnennetze hätte ich diesmal beinahe die Zeit vergessen und keinen Blick mehr für die Sonne hinterm Nebel gehabt. Ein paar Aufnahmen habe ich aber noch eingefangen. Solche Gegenlichtaufnahmen sind immer etwas tricky, aber haben im Zeitalter der digitalen Fotografie ihren Schrecken deutlich verloren. HDR-Bild (High Dynamic Range) heißt das Stichwort. In dem ich mehrere Aufnahmen belichte, kann ich die großen Helligkeitsunterschiede in der Bildbearbeitung ausgleichen oder harmonisieren.

Je nach Lichtsituation kann der Einsatz eines Stativs sinnvoll sein, um Unschärfen zu vermeiden. Ich könnte auch den ISO-Wert erhöhen, um ein Verwackeln beim Fotografieren aus der Hand zu vermeiden. Mache ich ungerne, weil es trotz aller enormen Fortschritte in der Digitaltechnik für mich die Bildqualität mindert. Okay, sehe ich zwar meistens nur bei einer Vergrößerung von 100 Prozent und im direkten Vergleich. Aber mindestens einen Spleen darf ich doch wohl hegen und pflegen.

29. September 2023